Ende des Universalrechners


Das Ende des Universalrechners wirft seine Schatten voraus. Durch zunehmenden Druck kommt es zu Veränderungen. Die Welt in der wir heute leben wird von Computern bestimmt. Selbst die einfachsten Gerätschaften sind meist schon Universalrechner mit spezieller Software. Die Folgeerscheinungen der weiteren Entwicklung unserer computerisierten Welt sind noch völlig unklar. Immer deutlicher wird hingegen, dass Restriktionen nicht zum gewünschten Ziel führen.
An einem Beispiel wird die grundsätzliche Veränderung besser deutlich: Die Verordnungen bezüglich Rundfunkgeräten basieren auf der Idee, dass die Eigenschaften eines Gerätes zum Zeitpunkt der Herstellung festgelegt werden und danach nicht mehr verändert werden können. Es ist nicht möglich im Babyfon einen Schalter umzulegen um andere Signale einzufangen. Für leistungsfähige softwaregestützte Signalempfänger genügt das Einspielen einer Erweiterung um den Funkverkehr von Notdiensten oder Fluglotsen mithören zu können.
Als Konsequenz darauf ergibt sich die Frage ob Computer versiegelt werden sollten um nur von einer zentralen Behörde erlaubte Programme ausführen zu können.

Die Zukunft lässt sich durch den Nebel der Unsicherheit bereits erahnen. Die 3D-Druck-Technologie wird Anlass für viele kleine und größere Beschwerden sein. Richterinnen und Richter werden sich mit vielfältigen Fällen beschäftigen müssen. Viele Möglichkeiten des 3D-Drucks können wir uns heute noch nicht einmal vorstellen.
Es braucht keinen Science-Fiction-Schriftsteller um zu verstehen warum Regulierungsbehörden zunehmend nervös werden. Durch den Benutzer veränderbare Firmware in selbstfahrenden Autos oder das Potenzial von DNA-Sequenzern – die Perspektiven sind beunruhigend. Stell dir vor, was passieren wird wenn Monsanto eines Tages beschließt, dass es wirklich wichtig ist sicherzustellen, dass Computer nicht Programme ausführen können die spezialisierte Peripherie dazu bringt benutzerdefinierte Organismen zu produzieren die dein Mittagessen verzehren.

Unabhängig davon ob es sich bei den angeführten Szenarien um echte Probleme oder hysterische Ängste handelt, dienen sie als Argumente für Interessenvertreter weitaus mächtigerer Gruppierungen als der Content-Industrie. Dabei geht es immer um die gleiche grundlegende Frage: „Können wir einen Universalrechner bauen der alle Programme ausführt außer diejenigen die uns nicht passen? Können wir das Internet so regulieren, dass jedes Protokoll und jedes Datenpaket zwischen zwei beliebigen Punkten übertragen wird solange Inhalte übertragen werden die uns genehm sind?“

Es wird Programme für Universalrechner und Peripheriegeräte geben die selbst mich erschaudern lassen. Daher kann ich mir leicht vorstellen, dass die Unterstützerinnen und Unterstützer einer Beschränkung des Allzweck-Computers schnell Zulauf bekommen könnten.
In der Geschichte des Copyrights wurde bereits deutlich, dass Verbote bestimmter Befehle, Protokolle oder Informationen wirkungslos, als Mittel zur Vorbeugung unbrauchbaren waren und auch keine Abhilfe schafften. Alle Versuche den Computer zu kontrollieren führen zu Rootkits. Alle Versuche das Internet zu kontrollieren führen zu Überwachung und Zensur. Dies ist wichtig zu verstehen, da die Opfer die wir für scheinbare Sicherheit bringen immer größer werden.

Beim Streit über die Offenheit von Smartphones und Tablets handelt es sich um die nächste Runde eines alten Konflikts.
In den Tablets und Smartphones stecken Universalrechner, die aber von ihren Beschränkungen befreit werden können. Die künstliche Verdummung von Elektronik-„Haushaltsgeräten“ kann aufgehoben werden wodurch die mobilen Geräte alleine durch ihre große Zahl gehöriges Potenzial entwickeln könnten. Die ernsthafte Bedrohung für den Universalrechner kommt nicht von technischer Seite oder der rasch steigenden Zahl differenzierter Computerhardware. Wenn der Universalcomputer nicht „kastriert“ werden kann dann muss man dafür sorgen, dass immer mehr seiner Funktionen illegal werden, dass beispielsweise das Knacken eines Kopierschutzes oder die Umgehung einer Internetsperre mit hohen Strafen bewehrt ist.
Die Frage über die Freiheit in der Informationsgesellschaft wird also nicht auf technischer Ebene entschieden, sondern in der Legislative, in der Politik, in der Gestaltung der Regeln der Gesellschaft.

Wie baut man einen Universalrechner der Programme, die jemand nicht mag, gesetzlich verboten sind oder durch die Firmen Geld verlieren, nicht ausführt? Die beste Annäherung an derartige Utopien ist mit dem Einsatz Spyware zu erreichen: Ein Computer für welchen Dritte Richtlinien ohne dem Wissen der Benutzer festlegen. Digital Rights Management führt immer zu Malware.
Die Zukunft wird von uns verlangen unsere Geräte selbst zu überwachen und sinnvolle Richtlinien für deren Benutzung aufzustellen. Um frei zu bleiben wird es notwendig sein die Software-Prozesse die auf unseren Computern laufen zu prüfen und bei Bedarf zu beenden. Nur auf diese Weise können wir verhindern, dass sie zu Verrätern, Spionen, Verbrechern oder Kontrollfreaks werden.

 

Gefängnis in Form des iPhone
Ende des Universalrechners