In den letzten Jahren hat sich eine deutliche Veränderung im Verlagswesen abgezeichnet. Mit der Verbreitung des Internet wurden auch die Distributionsmöglichkeiten vielfältiger. Die Verteilung von Inhalten wurde Demokratisiert.
Interessanter Weise gibt es aber einen Bereich in welchem anscheinend unangefochten die traditionelle Vorgangsweise von den Verlagen beibehalten werden kann. Dies betrifft die Veröffentlichung von wissenschaftlichen Werken bzw. Journalen.
Warum ist dieser Bereich in der Lage, den Veränderungen, welche im Rest der Branche große Umgestaltungen bewirken, zu widerstehen?
Es ist üblich für den elektronischen Zugang zu Tageszeitungen Zahlungen im Cent-Bereich zu leisten. Um einen einzigen wissenschaftlichen Artikel zu lesen, muss aber, in den meisten Fällen, ein sehr viel höherer Beitrag entrichtet werden. Der Zugriff darauf erfolgt meist nicht durch Einzelpersonen, sondern durch (Universitäts-)Bibliotheken, welche diese Journale und Zeitschriften um zehntausende Euro pro Jahr abonnieren um Zugriff auf jeden Beitrag zu erhalten – in manchen Fällen 20.000 EUR für ein einziges Journal. Diese Zugänge sind aber jeweils auf die gemietete Zeit beschränkt. Man erkauft sich nicht die Werke sondern nur den Zugang.
Doch die enormen Preise für den Zugang zu den Inhalten in diesen Zeitschriften sind nicht das einzig Kritikwürdige. Eines der größten Probleme ist, dass der Inhalt für diese Publikationen den Verlagen kostenfrei zur Verfügung gestellt wird. In vielen Fällen ist die Forschung, deren Ergebnis in einer Fachzeitschrift veröffentlicht werden soll, öffentlich über staatliche Zuschüsse finanziert.
Private Unternehmen verlangen also enorme Summen für den Zugang zu Forschungsergebnissen, welche ihnen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Zusätzlich muss beachtet werden, dass in den meisten Journals auch das Peer-Review kostenlos durchgeführt wird.
Warum also war und ist der Bereich der wissenschaftlichen Veröffentlichung in der Lage, den Veränderungen, durch neuen Kommunikation- und Verteilungsmöglichkeiten und auch der Kritik aus vielen Richtungen, zu widerstehen? Warum hat sich die Verhaltensweise wissenschaftlicher Verlage nicht in ähnlicher Weise gewandelt wie jene anderer Sparten?
Neben anderen Dingen, ist die Veröffentlichung, in einem bestimmten Journal oder einer (Fach-)Zeitschrift, ein wichtiges Kriterium für den Aufstieg an den meisten Universitäten. Viele veröffentlichen ihre Arbeiten auf ihren eigenen Webseiten, aber die meisten gehen auch den traditionellen Weg über Journale und be- bzw. verstärken das bestehende System.
Da Universitäten große Summen zahlen, um Zugang zu Journalen und anderen wissenschaftlichen Publikationen zu gewährleisten, tendieren sie oft auch dazu, diese Kosten mit der Forderung zu rechtfertigen, dass alle Forschungsergebnisse in diesen veröffentlicht werden.
Die gesamte Struktur der akademischen Industrie scheint sich darauf zu konzentrieren, welche Beiträge in welchen Journals veröffentlicht werden, welche wiederrum von wenigen großen Verlagen gesteuert werden. Solange sich nicht einer oder beide dieser Faktoren ändern, werden wissenschaftliche Veröffentlichungen auch weiterhin jener Bereich sein, welcher von den neuen Geschäftsmodellen (die im Rest der Branche grundlegende Veränderungen bewirkten) unberührt bleibt.
Einige haben die Sache in die eigenen Hände genommen, anstatt darauf zu warten dass sich am Geschäftsmodell des akademischen Publizierens etwas ändert.
Daraus entstand die Idee von open access.